Pranayama-Basis

P r a n a y a m a – B a s i s

 Zunächst scheint es angebracht, sich die Körperräume, in denen der Atem fließt, zu veranschaulichen. Hierbei stelle ich den Brustkorb an erste Stelle, da sich in ihm die Lungenflügel befinden. Ein effektiver Atem kann dann entstehen, wenn der Brustkorb den Lungenflügeln eine optimale Ausdehnung ermöglicht.

 Erfolgt der Atem unbewusst, so ist der Mensch geneigt, den Brustkorb während der Einatmung von der vorderen Mittellinie aus (Brustbeinmitte, Mitte des Rippenbogens) zu weiten, wobei die Schultern sich nach hinten bewegen, das Brustbein sich anhebt und somit eine bedingte Aufrichtungstendenz bzw. Aufrichtung der Wirbelsäule erzeugt. Allerdings verringert sich dabei die Weite des rückwärtigen Brustkorbes in Richtung rückwärtiger Mittellinie – eine größtmögliche Ausdehnung des gesamten Brustkorbes findet nicht statt.

Bei der Ausatmung bewegen sich die Schultern wieder nach vorne, das Brustbein sinkt und die Aufwärtstendenz – somit auch die Aufrichtung der Wirbelsäule – geht verloren.

 Besteht nunmehr der Anspruch, den Brustkorb in alle Richtungen gleichmäßig auszudehnen und Aufrichtungstendenz bzw. Ausdehnung der Wirbelsäule in der Oben-Unten-Polarität aufrechtzuerhalten, muss diese Ausdehnung von der rückwärtigen Mittellinie ausgehen. Hierbei bietet sich folgendes Bild an: Der Atem fließt von den Brustwirbeln aus „durch die Rippen“, formt und weitet den Brustkorb. Ist soviel Atem vorhanden, dass selbst Brustbein, Rippenbogen und die freien Rippen gefüllt werden, findet in der Folge die „Ausdehnung des gesamtem Brustkorbes“ statt.

 Die Verbindung zum Körperraum Becken bildet das Zwerchfell, welches in etwa die Form eines Pilzes besitzt. Sein Stamm ist im unteren Bereich der Lendenwirbelsäule befestigt. Das Zwerchfell wird während der Einatmung nach unten gespannt. Diese Abwärtsbewegung wird durch mula-bandha unterstützt. Darüber hinaus wirkt mula-bandha einer Komprimierung der unteren Bauchorgane bzw. der schlechteren Durchblutung des unteren Bauchbereiches entgegen. Während der Ausatmung sorgt Uddiyana-Bandha für die Unterstützung der Aufwärtsbewegung des Zwerchfelles. Hierbei können folgende Bilder hilfreich sein, wobei es sich anbietet, bei der Ausatmung zu beginnen: Stelle Dir vor, es befände sich ein Gewicht an der Innenseite des Bauchnabels. Mit Beginn des Ausatmens hebe dieses Gewicht in Richtung Wirbelsäule, und zwar „aufwärts“, in Richtung Brustwirbelsäule, keinesfalls jedoch abwärts in Richtung Lendenwirbel (Uddiyana-Bandha). Sobald das Gewicht die Wirbelsäule erreicht hat, sinkt es abwärts entlang der Lendenwirbel und des Kreuzbeines bis zum Ende des Steißbeines (Lösen von Uddiyana-Bandha). Mit Beginn der Einatmung hebst Du dieses Gewicht über die Innenseite des Schambeines wiederum zur Innenseite des Bauchnabels (Mula-Bandha) Hierbei soll sich die Bauchdecke nicht nach außen wölben.

 Die Verbindung zum weiteren Körperraum, dem Kopf, stellen Hals und Nacken dar. Dort befinden sich wichtige Blutgefäße, Rezeptoren und die Schilddrüse. Um den Energiefluss in dieser Region positiv zu beeinflussen, ist das Üben von Jalandhara-Bandha erforderlich. Hierbei soll der Halswirbelbereich weiterhin in Aufrichtung gehalten werden, während sich das Kinn in Richtung Schlüsselbeinmulde senkt.